Sarah Oh-Mock


PHASO

Post-Human Archaeological Studies Organisation


künstlerisches Langzeitprojekt, seit 2014


Die fiktive posthumane Organisation PHASO, die ich als Projekt zurkünstlerischen Erforschung des Anthropozäns aus einer hypothetischen zukünftigen Perspektive entwickelt habe, präsentiert ihre Forschungsergebnisse als Sammlung von Zeichnungen, Fotografien, VR- und Videoarbeiten sowie Fundstücken und skulpturalen Objekten.

Dabei nimmt PHASO eine Beobachterrolle ein, die nach dem Verschwinden der Menschheit von der Erde deren Überreste archäologisch untersucht.

DieProtagonisten der nachmenschlichen intelligenten Spezies bleiben dabei diffus und unbestimmt, da der künstlerische Fokus nicht auf einem science-fiction-haften Blick auf eine ferne Zukunft mit ihren dann lebenden Akteuren liegt, sondernauf dem

- von uns aus gesehenen – Jetzt, sowie einem dystopischen Zeitraum in naher Zukunft.

Die fiktive Metaebene erlaubt es mir, durch die künstlerische Forschung jetzige Zustände zu untersuchen, zukünftige mögliche Entwicklungen zu reflektieren sowie durch „Fehlinterpretationen“ die Rolle von Wissenschaft zu reflektieren sowie aktuelle und mögliche zukünftige Fehlentwicklungen pointiert auf den Punkt zu bringen.


In bisher zwei Einzelausstellungen und einer Doppelausstellung wurden Forschungsergebnisse der PHASO präsentiert und verschiedene Forschungsschwerpunkte untersucht.


Im Kurfürstlichen Schloss Mainz, in Zusammenarbeit mit den dort arbeitenden Archäologen des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, lag der Fokus 2016 auf Umweltzerstörung: PHASO. Was von uns bleibt.

Die Ausstellung PHASO. Futur III im Kunstverein Buchholz präsentierte 2022 neue Arbeiten, die sich mit dem hypothetischen Ende des Flugzeitalters beschäftigten.

2023 wurden in derKommunalen Galerie Bärenzwinger Berlin u.a. fiktive digitale Überreste von Social Media Profilen, die auf Grabsteinplatten verlinkt waren, ausgestellt: PHASO. Remaining Hybrids.

PHASO

digitale Arbeiten:

Auf Grabsteinen fanden die PHASO Wissenschaftler Links zu den ehemaligen Social Media Profilen der dort begrabenen Menschen sowie das digital hochgeladene Bewusstsein einer verstorbenen Person.

Mit dieser führten sie ein Interview über Themen von Leben bis Tod.

Und: VR- Raum Postaerozän auf einem Server gespeichert

Hermeta Mustermann:

Das Leben von Geburt bis Tod einer durchschnitt-lichen Person des 21. JH. in Social Media. Abgebildet auf Fotos von einem Flohmarktfund, ergänzt durch ein KI- generiertes und digital vom Kind zur Greisin gealtertes Gesicht.

Artificial consciousness:

Interviews mit dem digital erhaltenen Bewusstsein einer verstorbenen Person über die wichtigsten Themen, das Leben betreffend. Text generiert von Chat GTP, digitale Maske von DALL E, gesprochen von Sarah Oh-Mock.

Hong Gil- Dong

(koreanisch für Herr Mustermann):

Social- Media- Leben von Geburt bis Tod eines Wissenschaftlers, der mit Bionik und der klünstlichen Erweiterung von Körpern gearbeitet hat. KI- generierte Bilder kombiniert mit Youtubevideos und Privatfotos, ergänzt durch ein KI- generiertes und digital vom Kind zum Greis gealtertes Gesicht.

Postaerozän:

ein konservierter Server, auf dem  ein Fragment des Internets erhalten ist: mehrere Räume in Mozilla Hubs, die in verschiedenen Zeitebenen den Untergang des Flugzeitalters zeigen. Vom Stillstand des Reisens während einer weltweiten Pandemie, der Verwüstung des Planeten in einer fernen Zukunft bis hin zum Fund von Flugzeugknochen durch die PHASO.

PHASO

Videoarbeit

The Deluge/ 대홍수/ Die Flut


Full HD-Video, 28 min., goldene Schallplatte, ca. 30x30 cm, 2015

Bitte um E-Mail für einen Link zum Video in voller Auflösung


In einer fernen Zeit nach dem Anthropozän – die Menschheit ist seit Jahrhunderten ausgestorben – werden die Forschungs- ergebnisse einer fiktiven Post-Human Archaeological Studies Organisation, kurz PHASO, einer intelligenten nachmenschlichen Weltbevölkerung präsentiert. Die PHASO-Wissenschaftler haben entdeckt, dass es auch vor ihnen schon intelligentes Leben gegeben haben muss. Hauptexponat der PHASO- Forschung ist ein „archäologischer Fund“, eine Golden Record. Darauf zu sehen ist ein Video, The Deluge/ 대홍수/ Die Flut. Es handelt sich um Videomaterial, welches der letzte Mensch auf der Erde (gespielt von Sarah Oh-Mock) zur Erinnerung an die Menschheit und die Geschichte ihres Untergangs bewahrt hat, ähnlich der Voyager Golden Record, die 1977 ins All geschossen wurde. Dabei werden subjektiv- surrealistische und philosophische Gedanken über das Ende der Menschheit mit Bildern der Megametropole Seoul als ultimativen Ausdruck des Anthropozäns, sowie Bildern von „abandoned places“, die für die Zeit nach dem Verschwinden der Menschen stehen, kombiniert.
Auf der Golden Record befindet sich eine Zeichnung mit einer Anleitung zum Bau eines Abspielgerätes. Dies macht den Archäologen möglich, das Video zu sehen und zu zeigen. Es führt dem Betrachter auf ironische Weise nicht nur die Schönheit, sondern auch die Zerstörungswut des Anthropozäns vor Augen.
Sarah Oh-Mock bestieg für die Aufnahmen der letzten Szene, in welcher die Frau die Golden Record auf einem Vulkan hinterlegt, den höchsten Berg Südkoreas, den Halla-san auf der Insel Jeju. So endet das Video wie es angefangen hat, der Betrachter sieht, wie die Schallplatte hinterlegt wird, die tausende Jahre später gefunden werden wird, wie es in der Rahmenhandlung heißt, und der Kreis schließt sich.

PHASO

Text & Buch

Sarah Mock erzählt aus der Sicht eines entfernten Futur. Jahrhunderte sind seit unserer Existenz vergangen. Die Archäologie ist mit dem Ende einer Spezies beschäftigt. Fundstücke und Fotos zeigen die Ergebnisse einer Forschungsgemeinschaft, der PHASO, der Post-Human Archeological Studies Organisation.
Die fiktive Gesellschaft versucht zu rekonstruieren, wie das Leben unter menschlichen Bedingungen ausgesehen haben mag. Mock versetzt uns in die Zeit, in der die Menschheit nur als Rückblick und Rekonstruktion existiert. Wissenschaftler der Zukunft, die Archäologen des posthumanen Zeitalters, vertrauen weiter auf die Vernunft. Der Logos scheint das Leben überleben zu können. Der biologische Homo Sapiens, der Träger und zur Vernunft handlungsfähige, ist allerdings verschwunden.


Aus: Thomas D. Trummer: Archaik der Androide. Über Archäologie nach dem Zeitalter der Menschen, 2016



Mit Sarah Oh-Mock: PHASO. FUTUR III präsentiert der Kunstverein Buchholz eine Ausstellung, die an Aktualität kaum zu überbieten ist. Krieg, Klimakatastrophe und schwindender sozialer Zusammenhalt – allenthalben Krisenstimmung. Die Geschwindigkeit und die Brisanz des Fortgangs der Geschehnisse rufen Verunsicherungen hervor, schüren Ängste.
Sarah Oh-Mock bezieht sich nicht auf unmittelbare und aktuelle Entwicklungen. Auch hebt sie auf keinen Sensationalismus ab. Vielmehr breitet sie vor unseren Augen eine künstlerisch-wissenschaftliche Präsentation aus, die Fakten und Hypothesen zu einer überzeugenden Vorstellung verschmelzen lassen.


Dr. Sven Nommensen, für Sarah Oh-Mock. PHASO. FUTUR III. 2021


Die Forschungsteams entdecken unter Wasser und Wüstensand konservierte menschliche Siedlungen und geologische Veränderungen wie pyramidenförmige Erhebungen und riesige geometrische Krater, die sie als Kultstätten deuten.
Die Ausstellung PHASO. FUTUR III zeigt eine große Übersicht der Rechercheergebnisse: Zeichnungen, Postkarten, Fotografien, Objekte in Vitrinen und eine Virtual Reality Arbeit verdichten sich zu einer Rauminstallation in Form einer archäologischen Präsentation. In Experimenten und Apparaturen untersuchen die Forscher:innen Insekten auf radioaktive Spuren und menschliches Haar auf chemische Behandlungen. Aufgrund zahlreicher Funde von Plastikresten in Fossilien, im Wasser, an Land und sogar in den Tieren und Menschen selbst nimmt PHASO an, dass nicht-menschliche Lebewesen dieses „Plastik-Zeitalters“ das Material zu sich nahmen und es über die Nahrungskette auch in menschliche Körper gelangte. PHASO erforscht außerdem Züchtungen neuer Arten und Veränderungen am Körper wie Prothesen, Roboterarme, künstliche Zähne oder Schönheitsoperationen.
Durch Verschmelzungen mit Elementen aus Plastik oder Metall entstanden hybride Lebensformen und Symbiosen aus Organismen und Artefakten. In Zeichnungen stellt PHASO Analogien zwischen natürlichen und technischen Formen her. Was ist in einer vom Menschen fundamental umgestalteten Welt noch natürlich? Durch die Augen einer zukünftigen Spezies betrachtet, erkennen wir plötzlich die Absurdität unserer Lebensrealität.


Lena Fließbach, für Sarah Oh-Mock. PHASO. FUTUR III. 2021



Sarah Oh-Mocks PHASO. Remaining Hybrids entwirft eine Archäologie der Zukunft und präsentiert dafür alte wie neue Objekte, Zeichnungen und Installationen ihres künstlerischen Langzeitprojekts PHASO ( Posthuman Archeological Studies Organisation). Aus dem Blickwinkel einer fiktiven posthumanen Organisation werden Hinterlassenschaften einer bereits ausgestorbenen Menschheit archäologisch untersucht und ausgestellt. Oh-Mocks Fundstücke werfen Fragen zur technischen Optimierbarkeit des Körpers, sowie den Möglichkeiten der Bionik auf, und skizzieren damit zugleich gesellschaftliche und biopolitische Zukunftsaussichten der Menschheit.


Joana Stamer, 2023 für Becomings, Sarah Oh-Mock und Helin Ulas, kommunale Galerie Bärenzwinger Berlin, 2023



Sarah Mock_PHASO. Was von uns bleibt, Verlag des Römisch- Germanischen Zentralmuseums Mainz 2016. Mit Beiträgen von Thomas D. Trummer und Prof. Dr. Falko Daim.


ISBN 978-3-88467-268-6

Sarah Oh-Mock. PHASO. FUTUR III. Katalog zur Ausstellung Sarah Oh-Mock, PHASO. Futur III, 2022.

Kunstverein Buchholz/ Nordheide e.V.

Mit Texten von Sven Nommensen und Lena Fließbach.

ISBN 978-3-949531-03-3